Kabelbruch Mercruiser 1.7 DTI – der Albtraum

Im August, auf dem Rückweg aus der Marina Duisburg zum Kaffeetrinken im Innenhafen, hat uns der Albtraum schlechthin heimgesucht: in Gleitfahrt zu Berg auf dem Rhein ist schlagartig die gesamte Motorelektrik ausgefallen. Da es ein vollmechanischer Diesel ist, lief die Maschine Gottseidank weiter, aber (fast) sämtliche Instrumente waren plötzlich funktionslos.

Was war passiert? Einen offensichtlichen Auslöser gab es nicht. Also erstmal runter vom Gas, abseits der Fahrrinne mit Standgas gegen die Strömung angedümpelt und geguckt. Maschine läuft, keine Rauchzeichen aus Motor und/oder Kabelbaum, nichts offensichtliches. Mit zwei Fahrgästen an Bord ist das erstmal keine schöne Situation. Also die verbleibenden eineinhalb Kilometer ganz vorsichtig in verhaltener Gleitfahrt nach Hause (Bootshaus Krekels) gefahren und mit gespitzten Ohren auf jede Veränderung der Geräuschkulisse gewartet.

Mercruiser Diesel abstellen – ohne Strom!

Am Steg dann das nächste (retroperspektiv fast lustige) Problem: wie kriegt man einen Diesel, dessen Elektrik ausgefallen ist, aus? Dieselmotoren sind „Selbstzünder“, funktionieren also, sofern die Dieselpumpe mechanisch ist (und das ist sie bei meinem Mercruiser 1.7 DTI), bis der Sprit alle ist. Normalerweise schaltet man einen Diesel per „Absteller“ ab – in der Regel ein Magnetventil, welches die Treibstoffzufuhr unterbricht. Und genau das mussten wir vor dem Slippen dann auch tun: die Dieselleitung zum Filter abnehmen und warten, bis der Motor den Rest in Pumpe und Filter in Leerlaufdrehzahl umgesetzt hat. Dann die ganze Fuhre wieder auf den Trailer und ab nach Hause – Fehlersuche.

Kabelbruch in Plusleitung

In der Scheune haben wir uns dann (unter tatkräftigster Unterstützung von Frank, einem Kfz-Meister) an die Fehlersuche begeben. Diagnose (Symptom): die 20A-Sicherung des Motorkabelbaums hatte ausgelöst. Durch einen Sicherungsautomaten ersetzt (der etwas träger als eine Schmelzsicherung ist), löste dann die ebenfalls 20A starke Sicherung des Zündschlosses aus, und da war auch die Ursache: die Plus-Leitung vom Zündschloss hatte Durchgang zu Masse, sodass das Zündschloss einen Kurzschluss verursachte.

Nächster Schritt: Übeltäter identifizieren. Von vorn (Zündschloss) an allen Verbrauchern entlang (Armaturenbrett) nach hinten nach und nach alle Verbraucher abgeklemmt, bis der Kurzschluss behoben war. And the winner is: Motorkabelbaum! Super …

Dort war schnell das weiß-grüne Kabel des Mercruiser-Kabelbaums – geschaltetes Plus – als Ursache identifiziert. Dieses Kabel hat laut Schaltplan genau zweieinhalb Verbraucher: die Lichtmaschine (die konstruktionsbedingt geschaltetes Plus braucht), den Drehzahlsignalverstärker mit dem Drehzahlhallgeber dahinter sowie optional und deswegen „einhalb“ die Glühanlage, die in unserem Fall aber nicht verbaut ist.

Also alle beiden Verbraucher ebenfalls abgebaut – und immer noch ein Kurzschluss! In der Tat ist offenbar genau dieses Kabel, obwohl ordentlich verlegt, durchgescheuert und hat Massekontakt -so unwahrscheinlich ein Kabelbruch dort auch ist. Das dumme ist: die Schadstelle ist auf dem Abschnitt, auf dem das Kabel gut verpackt mitten durch den Motor (also strenggenommen unter der Ansaugbrücke entlang, jedenfalls böse unzugänglich) verlegt ist. Keine Chance, das zu reparieren.

Ersetzen statt reparieren

Die Fehlerbehebung war dann fast einfach: ein neues Installationsrohr einmal um den Motor herumgeführt, ein neues 2,5qmm-Kabel eingezogen (wenn auch nicht weiß-grün), alle drei Anschlüsse mit Quetschverbindern und Schrumpfschlauch halbwegs seewasserfest verbunden – voila!

Am vergangenen Wochenende waren wir damit auf dem Kanal probefahren, und alles ist wieder gut.

Trotzdem erscheint mir ein wundes Kabel immer noch so unwahrscheinlich, dass ich einen unentdeckten defekten Verbraucher nicht ausschließen kann. Der taucht aber dann weder im Schaltplan noch in der Realität auf – das ist fast genauso unwahrscheinlich wie ein defektes Kabel …

Bei der Gelegenheit habe ich viel über die Elektrik des Motors und den bootsseitig angepassten Kabelbaum gelernt, was ja in der Regel auch kein Fehler sein kann.