SKS-Kartenaufgabe (Theorieprüfung)

Während der SBF See auf kleinen Ausschnitten von Seekarten geprüft wird, arbeitet man in der SKS-Prüfung auf der originalen Seekarte 1463 (Deutsche Bucht). Und auch die Aufgaben sind knackiger: wird beim SBF See beispielsweise Strom und Wind entweder ignoriert oder vorgegeben, muss man bei der SKS-Kartenaufgabe ein bisschen selbst rechnen. Was man für die theoretische Prüfung alles beherrschen muss, will ich hier erläutern. Aber Achtung: das ist viel Stoff, und ich fange auch nicht bei Adam und Eva an.

SKS-Übungskarte - der zweite Teil nach dem SKS-Fragebogen

SKS-Übungskarte – der zweite Teil nach dem SKS-Fragebogen

SKS-Kartenaufgabe: Hilfsmittel

Folgendes Material darf (und muss!) man in die Prüfung mitnehmen:

  • Seekarte 1463 (D49, offizielle SKS-Prüfungskarte), neu oder ordentlich ausradiert
    Wenn dem Prüfer der Zustand nicht gefällt, gibt er Dir ggfs. eine andere Karte.
  • SKS-Begleitheft – das enthält ausschnittsweise Gezeitenatlanten, Leuchtfeuerverzeichnis, Steuertabelle des fiktiven Boots (auf der Rückseite), eine kleine Formelsammlung etc.
  • Karte 1 / INT 1 – enthält Seezeichen, Erläuterungen zur Seekarte etc.
  • Marinezirkel
  • je ein Kurs- und Anlegedreieck
  • Taschenrechner, nicht programmierbar
  • spitzer Bleistift für die Seekarte und das Stromdreieck, ggfs. Radiergummi
  • dokumentenechter Stift (Kugelschreiber) für den Aufgabenbogen
Begleitheft und Karte 1 / INT 1 zur SKS-Kartenaufgabe

Begleitheft und Karte 1 / INT 1 zur SKS-Kartenaufgabe

Ich empfehle, zusätzlich irgendwas mitzubringen, um die Seekarte im Zaum zu halten. Also entweder ungerollt mitbringen (ist seeeehr unhandlich), oder Tesafilm, oder starke Klammern, um sie auf den Tisch zu klammern, oder Vergleichbares. Ich hatte zur Prüfung meine Karte ungerollt zwischen zwei Kartonplatten dabei, musste dann aber eine (ebenfalls ungerollte) Seekarte des Prüfungsausschusses nehmen (auf meiner hatte ich alle zehn Aufgaben schon einmal gemacht, und der Zirkel hinterlässt Spuren) und habe sie dann mit mitgebrachten Leimzwingen auf den Tisch geklammert – mit sowas:

Dann bewegt sie sich nicht weg, Du arbeitest präziser und schneller. Du hast 90 Minuten Zeit (das ist in diesem Prüfungsteil – im Gegensatz zum SKS-Fragebogen mit ebenfalls 90 Minuten – relativ knackig). Das klappt nur, wenn Du schon Routine hast. Also üben, üben, üben!

Es gibt zehn verschiedene Prüfungsbögen zur SKS-Kartenaufgabe: SKS-Prüfungsbögen bei Elwis (inkl. Musterlösung). Ich habe mir eine PDF-Version ohne die Musterantworten gebaut, um die Prüfung zu simulieren: SKS-Kartenaufgabe ohne Musterlösung. Jede SKS-Kartenaufgabe umfasst meist 18 Teilaufgaben (außer Bogen 9 mit 16 und Bogen 10 mit 17 Aufgaben). Jede Teilaufgabe ist ein bis drei Punkte wert, 30 Punkte sind erzielbar. Vereinzelt bauen Aufgaben aufeinander auf – dann kann ein Fehler zu Beginn in großem Umfang Punkte kosten. Arbeite also sorgfältig insbesondere bei Aufgaben, deren Ergebnisse in die nächsten Fragen einfließen.

Ab 20 Punkten hast Du bestanden, 19-17 führen zu einer mündlichen Nachprüfung, 16 und darunter ist ein Fehlversuch. Die SKS-Kartenaufgabe und der SKS-Fragebogen sind zwei separate Prüfungsteile, die einzeln bestanden und verfehlt werden können.

Aber was musst Du alles können? Ich will hier auf die Grundlagen eingehen, mit denen man die SKS-Kartenaufgabe bewältigen kann – wenn man sie routiniert beherrscht. Fangen wir an:

Koordinaten übertragen

Ok, klingt nicht schwierig. Du musst schriftliche Koordinaten in die Seekarte und Positionen aus der Seekarte in Koordinaten übertragen können. Die Notation ist immer wie folgt:

φ = 52° 53,4' N, λ = 008° 05,6' E
(φ = phi, λ = lambda)

Also Grad zweistellig (phi, Breitengrad) bzw. dreistellig (lambda, Längengrad) mit führenden Nullen, Bogenminuten auf Zehntel gerundet. Den Breitengrad trägst Du am rechten oder linken Kartenrand, den Längengrad am oberen oder unteren mit dem Zirkel ab und überträgst ihn dann auf die richtige Position (und umgekehrt, wenn die Position abgelesen werden muss). Die Toleranz in den Prüfungsaufgaben ist in der Regel 0,1′ – also besser mal genau messen. Achtung: die Bogenminuten sind in 0,2′-Schritten, nicht 0,1′-geteilt. Nicht verwechseln!

Entfernungen mit dem Zirkel messen

Entfernungen mit dem Zirkel messen

Entfernungen messen

Nächste Stufe: Entfernungen messen. Dazu musst Du wissen, dass am rechten und linken Kartenrand eine Bogenminute (= ein Sechzigstel Grad) genau einer Seemeile entspricht (dank Mercatorprojektion). Also nimmst Du die zu messende Entfernung in den Zirkel und misst die Spanne am linken oder rechten Kartenrand etwa in gleicher Höhe ab. Warum etwa in gleicher Höhe? Weil – wieder dank Mercator – eine Bogenminute im Süden der Karte etwas kürzer ist als im Norden (zumindest auf der Nordhalbkugel ist das so).

Ist die Distanz zu groß für Deinen Zirkel, zeichnest Du erst mit Kursdreieck und Anlegedreieck eine Kurslinie zwischen den Punkten. Dann suchst Dir darauf markante Punkte und misst mit dem Zirkel Teilentfernungen, die Du dann addierst.

Schifffahrtszeichen beschreiben

Eine Reihe von „Füllaufgaben“ (um auf 30 Punkte zu kommen) verlangen von Dir, Seezeichen oder Leuchttürme zu beschreiben. Das umfasst:

  • Aussehen am Tage (Form, Farbe, etwaiges Toppzeichen)
  • Feuer (also Farbe, Kennung und Wiederkehr des Leuchtfeuers, sofern vorhanden)
  • navigatorische Bedeutung
Seezeichen zum Beschreiben

Seezeichen zum Beschreiben

Ersteres und zweiteres stehen in der Seekarte. Wenn Du vergessen hast, was was bedeutet – in der Karte 1 / INT 1 ist das haarklein erklärt, auf der Rückseite des Hefts ist das Inhaltsverzeichnis dazu. Aber Achtung: Nachschlagen kostet Zeit!

Seezeichenlegende in der Karte 1 / INT 1

Seezeichenlegende in der Karte 1 / INT 1

Die navigatorische Bedeutung musst Du selbst aus der Seekarte erschließen – in der Regel sind es Begrenzungen von Verkehrstrennungsgebieten (die namentlich in Deiner Antwort erwähnt sein müssen) oder Kardinalstonnen. Bei Leuchttürmen ist außerdem die Höhe des Feuers über der Wasseroberfläche und über dem Erdboden gefragt – beides steht im Leuchtfeuerverzeichnis (das Teil des Begleithefts ist).

Leuchtturm Alte Weser aus einer SKS-Kartenaufgabe

Leuchtturm Alte Weser aus einer SKS-Kartenaufgabe

Leuchtturm Helgoland im Leuchtfeuerverzeichnis (Teil des Begleithefts)

Leuchtturm Helgoland im Leuchtfeuerverzeichnis (Teil des Begleithefts)

Gezeiten nach Seekarte, Gezeitenstromtabelle oder Gezeitenstromatlas

Jetzt wird es interessant: Gezeiten und -ströme. Die Prüfungsaufgaben kennen drei Aufgabentypen:

  • „Bestimmen Sie die Hochwasserzeit bei ….“
  • „Bestimmen Sie den Strom nach Seekarte.“
  • „Bestimmen Sie den Strom nach Gezeitenstromatlas.“

Eins ist allen Aufgaben gemein: die abgelesenen Hoch-/Niedrigwasserzeiten im Begleitheft beziehen sich auf Mitteleuropäische Zeit MEZ, die Prüfungsaufgaben spielen aber alle in der Sommerzeit (MESZ). Also musst Du zu allen Zeiten aus dem Begleitheft +01:00h hinzurechnen.

Die Hochwasserzeit für Helgoland am „virtuellen Prüfungstag“ brauchst Du in jedem Prüfungsbogen, die kannst Du gleich zu Beginn nachschlagen und ausrechnen. Und Du solltest auch gleich nachsehen, ob das aktuelle Tidengeschehen in der Spring- oder Nippzeit stattfindet (Begleitheft, Abschnitt Gezeitentafeln Teil III) – auch das wird wichtig. Jede SKS-Kartenaufgabe spielt in der Sommerzeit und entweder in der Spring- oder Nippzeit, Mittzeit findet nicht statt.

Hochwasserzeit und -höhe, ggfs. Tidenfall

Bestimme im Begleitheft (Gezeitentafeln Teil II) für den gefragten Ort den Bezugsort.
Hintergrund ist, dass die Gezeitentabellen nur für einige markante Orte (eben die Bezugsorte) vorliegen. Aber es gibt mit Teil II eine Tabelle, in der für viele Positionen (und dieser Aufgabentyp nennt immer eine solche) ein Bezugsort und die Abweichung genannt werden.
So steht dort beispielsweise zur Tonne „Wangerooge West“, dass sie sich auf den Bezugsort Norderney bezieht und dazu eine Abweichung von +31 Minuten und +0,5 Meter bei Hochwasser hat.

Bezugsort zu Wangerooge West ist offenbar Norderney

Bezugsort zu Wangerooge West ist offenbar Norderney

Also bestimmst Du die Hochwasserzeit und -höhe am Bezugsort Norderney anhand der Gezeitenvorausberechnung in Teil I, addierst die Stunde zur Sommerzeit (s.o.), addierst dann die Abweichung gemäß Bezugsort und hast die Hochwasserzeit und -höhe. (Analog für Niedrigwasser und Tidenfall, in letzterem Fall musst Du das je einmal für Hochwasser und das folgende Niedrigwasser machen und die Differenz ausrechnen.)

Nachmittagshochwasser in Norderney am 17. Juni 2013 war um 16:54h MEZ, also 17:54h Sommerzeit/Bordzeit

Nachmittagshochwasser in Norderney am 17. Juni 2013 war um 16:54h MEZ, also 17:54h Sommerzeit/Bordzeit

Im Beispiel war also am Messpunkt Norderney am 17.06.2013 um 16:54h MEZ Hochwasser mit 3,0m Wasserstand, somit 17:54h MESZ (=Bordzeit in der Prüfung). Hochwasser an Wangerooge West ist +31min verspätet und 0,5m höher, also um 18:25h MESZ, mit 3,5m Pegel (3,0m + 0,5m). Gar nicht sooo schwer, oder?

Strom nach Seekarte

Jetzt geht’s um Gezeitenströme, die Dich versetzen, beschleunigen oder bremsen. Die einfache Variante ist die „nach Seekarte“. Suche in der Seekarte um Deinen Ort eine magentafarbene Raute mit einem Buchstaben drin. Davon gibt es auf der Karte zwölf, von A bis L. Du brauchst zwingend die nächstgelegene Raute, also sorgfältig suchen!

Stromraute E aus einer SKS-Kartenaufgabe

Stromraute E aus einer SKS-Kartenaufgabe

Die Gezeitenstromtabelle der Übungsseekarte bezieht sich immer auf Helgoland. Also bestimme anhand des Begleitbuchs die letzte oder nächste Hochwasserzeit für Helgoland, je nachdem, was näher liegt. Beachte wieder die Sommerzeit! Unten rechts auf der Seekarte findest Du eine Gezeitenstromtabelle: Suche Deine Raute, bestimme die Zeit seit/bis Hochwasser, und lese Stromrichtung und Stromgeschwindigkeit (Spring/Nippzeit beachten!) ab.

Gezeitentabelle auf der Seekarte

Gezeitentabelle auf der Seekarte

Ist es beispielweise (s. Bild) etwa zwei Stunden seit dem letzten Hochwasser Helgoland, setzt der Gezeitenstrom rund um die Stromraute „A“ in Richtung 290° und zu Springzeiten mit 0,8 Knoten, zu Nippzeiten mit 0,5 Knoten Geschwindigkeit.

Sind gerade beispielsweise 2,5h oder 3,5h seit Hochwasser vergangen, musst Du zwischen den Werten für +2h und +3h (bzw. +3h und +4h) Mittelwerte bilden. Gefährlich ist auch, wenn Du die Stromverhältnisse während eines Törns für die nächsten Stunden berechnen musst – gegebenenfalls (vermutlich sogar) musst Du zwischendurch die Raute wechseln, weil eine andere jetzt näher liegt.

Strom nach Gezeitenatlas

Das ist Schätzen für Anfänger. Erstmal musst Du wieder die Zeit vor / seit Hochwasser Helgoland bestimmen und die richtige Seite im Gezeitenstromatlas aufschlagen. Dann überträgst Du leidlich die gefragte Position dorthin – das ist eine etwas ungenaue Wissenschaft.

Strom nach Gezeitenstromatlas in der SKS-Kartenaufgabe

Strom nach Gezeitenstromatlas in der SKS-Kartenaufgabe

Jetzt bestimmst Du die Stromrichtung mit dem Kursdreieck. Die Stromgeschwindigkeit liest Du ab. Gegebenfalls musst Du zwischen zwei Einträgen in der Karte Mittelwerte bilden, wenn Deine Position nicht eindeutig einem Eintrag zuzuordnen ist. Im obigen Beispiel habe ich die Seite gewählt, die genau zur Hochwasserzeit Helgoland in Springzeiten gültig ist – andere Seiten sind für andere Situationen. Der untere rote Kreis kennzeichnet meinen Ort, dort messe ich die Peilung des Strompfeils (hier also 069°, der Strom setzt nach Ostnordost). Die Stromgeschwindigkeit steht am Pfeil. Es ist schwieriger, den richtigen Ort zu finden, als den dann gefundenen Pfeil unfallfrei zu vermessen.

Die Bestimmung von Hoch-/Niedrigwasserzeiten, Tidenhöhen und Gezeitenströmen nach Seekarte kennt in der Prüfung keine Toleranz (warum auch – entweder richtig abgelesen und gerechnet oder nicht). Beim Gezeitenstromatlas hingegen ist die Richtungsbestimmung eher ungenau und mit +/- 10° Toleranz versehen.

Kurse bestimmen

Einige Aufgaben umfassen das Umrechnen von Kursen. Wozu umrechnen? Kurzer Exkurs in die Theorie (aus dem Fragebogenteil und vom SBF See natürlich noch allen präsent 🙂 ):

  • Der Steuerkompass zeigt den Magnetkompasskurs MgK.
  • Er muss um die Ablenkung Abl (engl.: Dev) zum missweisenden Kurs mwK korrigiert werden.
    Die Ablenkung beschreibt das schiffsspezifische Magnetfeld (durch Einbauten, Geräte etc.). Die Ablenkungstabelle für die Prüfung ist auf der Rückseite des Begleithefts und muss ggfs. gemittelt werden.
  • Der mwK muss um die Missweisung Mw der Seekarte zum rechtweisenden Kurs rwK korrigiert werden.
    Die Missweisung beschreibt, in welchem Umfang das Magnetfeld der Erde vom geografischen Nordpol abweicht. Sie steht in der Seekarte, einmal mit einer großen Kompassrose und an verschiedenen Stellen nochmals mit Abweichungen. Sie muss auf das aktuelle Jahr – in der Prüfungskarte von 2010 (Datum der Missweisung) auf 2013 (Datum der fiktiven Prüfungsfahrt) – korrigiert werden. In der Prüfung wird immer +1° akzeptiert.
  • Der rwK entspricht der Kielausrichtung und muss bspw. herangezogen werden, wenn man ein Verkehrtrennungsgebiet mit dem Kiel senkrecht zur Verkehrsrichtung kreuzen will.
  • Der rwK muss um die Beschickung Wind BW zum Kurs durchs Wasser KdW korrigiert werden: Seitenwind weht Dich von Deinem Kurs. In den SKS-Kartenaufgaben ist die BW in ihrem Betrag und der Windrichtung immer gegeben, Du musst nur selbst beurteilen, ob er von backbord weht (dann positives Vorzeichen) oder von Steuerbord (dann negativ).
  • Der KdW muss um die Beschickung Strom BS zum Kartenkurs KaK korrigiert werden: der Strom (s.o.) versetzt Dich zusätzlich zum Wind. Für die BS gibt es das Stromdreieck – das ist in jedem Prüfungsbogen eine Drei-Punkte-Aufgabe, und dazu kommen wir noch. Also:
MgK = 035° (als Beispiel)
Abl =  +6° (aus Steuertabelle; hier: Mittelwert aus +5° bei 030° und +7° bei 040°)
----------
mwK = 041°
MW  =  +1° (aus Seekarte, berichtigt auf 2013)
----------
rwK = 042°
BW  =  -3° (Betrag steht in der Aufgabe; negativ, wenn Wind von Stb)
----------
KdW = 039°
BS  =  +9° (gegeben oder durch Stromdreieck zu ermitteln)
----------
KaK = 048°

Das funktioniert auch rückwärts von unten nach oben mit umgekehrten Vorzeichen: Habe ich aus der Karte ermittelt, dass ich zum Ziel einen Kartenkurs KaK von 048° anlegen müsste, muss ich also am Steuerkompass 035° halten.

Diese Tabelle musst Du sicher anwenden können und verstanden haben, sonst hast Du keine Chance. Sie ist auch Teil der Formelsammlung am Ende des Begleithefts.

Tipps zu Kursumrechnungen

  • Manchmal ist es erforderlich, die Ablenkung zu mitteln (s. Beispiel oben) – wenn der MgK zwischen zwei angegebenen Kursen mit stark abweichenden Ablenkungen liegt.
  • Der anliegende MgK bestimmt die richtige Zeile in der Ablenkungstafel! Wenn das Boot bspw. mit 030° MgK segelt und eine Seitenpeilung von 120° umgerechnet werden soll, ist trotzdem die Ablenkung der Zeile „030°“ anzuwenden.
  • Die Missweisung ist in Grad und Bogenminuten angegeben. Achtung: ab 0,5° = 0° 30′ wird aufgerundet – 0° 40′ enspricht „Zweidrittel Grad“ und ist auf 1°, nicht auf 0° zu runden.
  • Bei Peilungen gibt es natürlich keine BS und keine BW, da ist man nach der rechtweisenden Peilung rwP fertig (bzw. bezieht die rwP aus der Seekarte und beginnt mittendrin). Bei manchen Aufgaben sind BS und BW sogar auch für Kurse explizit zu vernachlässigen.
  • Erfolgt eine Radarseitenpeilung RaSP in der Stellung „Head up“, ist die Peilung relativ zur Kiellinie, und sie muss zum MgK addiert werden. Ergibt das einen Wert größer als 360°, ziehe 360° ab. Beispiel: Du segelst nach Südosten (135°) und hast backbord querab eine RaSP (relativ: 270°): 135° + 270° = 405° = (045° + 360°) entspricht 045° (Nordost) absolute Peilung.

Koppelort, beobachteter Ort, Besteckversetzung

Realität und Kartennavigation weichen voneinander ab – wegen Steuerfehlern, Mängel in der Ablenkungstabelle oder unvollständiger Berücksichtigung von Strom und Wind. Die SKS-Kartenaufgabe verlangt die Bestimmung von:

    • Koppelort OK
      Der Koppelort ist die Koordinate, wo Du sein wolltest. Dazu zeichnest Du den geplanten Kartenkurs in die Seekarte, berechnest aus der Zeit und der geplanten Geschwindigkeit die zurückgelegte Strecke und trägst sie mit dem Zirkel an der Kurslinie ab.
      Exkurs Geschwindigkeit: Knoten sind Seemeilen pro Stunde – am besten rechnest Du die mit dem Taschenrechner in Seemeilen pro Minute um (geteilt durch 60) und multiplizierst das mit der Fahrzeit in Minuten. So vermeidest Du den verführerischen Fehler, dass bspw. 2:50h keineswegs 2,5h, sondern 170min = 2,8333h sind!
    • beobachteter Ort OB
      Der beobachtete Ort ist der, wo Du tatsächlich bist. Er wird entweder genannt (GPS-Koordinate) oder muss durch eine Kreuzpeilung ermittelt werden. Dazu rechnest Du zwei gegebene Peilungen in rwP um (s.o.) und zeichnest sie in die Seekarte ein – der Schnittpunkt ist der OB.
    • Besteckversetzung BV
      Die Besteckversetzung ist die Richtung in Grad und die Entfernung in Seemeilen vom Koppelort zum beobachteten Ort. Wenn Du mehr als 1,3 Seemeilen herausbekommst, bist Du falsch unterwegs: Aufgabe 6 aus Bogen 4 hat mit 1,3sm die höchste BV, unter einer Seemeile kommt mehrfach vor. Die Richtung der BV ist entsprechend schwierig zu bestimmen und unterliegt +/- 20°, vereinzelt sogar +/- 30° Toleranz in der Prüfung.

Stromdreieck

Das Stromdreieck ist die Königsdisziplin. Jeder Bogen enthält eine solche Aufgabe. Sie ist drei Punkte wert und unabhängig von anderen Aufgaben. Sie muss größtenteils auf einem kleinen Stück Millimeterpapier auf dem Prüfungsbogen gelöst werden.

Im Prinzip ist es ein einfaches Kräfteparallelogramm: Ein Boot macht FdW (Fahrt durchs Wasser, Länge eines Vektors) mit KdW (Kurs durchs Wasser, Richtung des Vektors). Dazu addiert sich der Stromvektor mit Richtung StR und Länge (= Stromgeschwindigkeit StG) zum Ergebnisvektor der Länge FüG (Fahrt über Grund) in Richtung KüG (Kurs über Grund).

Stromdreieck (skizziert)

Stromdreieck (skizziert)

Vereinfacht: zur Bewegung durchs Wasser addiert sich noch die Bewegung des Wassers über Grund (eben der Strom), um die Bewegung über Grund (und damit in der Seekarte) zu bestimmen. Mit dem Stromdreieck berechnest Du also die Beschickung Strom, BS. Es gibt zwei Aufgabentypen dazu, je nachdem, welche Daten gegeben und welche gefragt sind. Das können aber andere besser erklären als ich (wie fast alles hier):

Stromdreieck-Tutorials bei Youtube

Generell ist die SKS-Kartenaufgabe mit all ihren Teilaufgaben bei Youtube gut dokumentiert.

Fazit

Das ist das methodische Handwerkszeug der SKS-Kartenaufgabe. Wenn Du das beherrschst, kommst Du durch. Alles andere (bspw. die Bedeutung einzelner Markierungen in der Seekarte) kannst Du nachschlagen, wenn Du die Zeit hast. Oder Du erinnerst Dich sowieso noch dran, wenn Du alle Bögen einmal gemacht hast.

Nichts davon erscheint mir für einen fortgeschrittenen Segler sinnlos – ich bin positiv überrascht, dass diese Prüfung ziemlich praxisgerecht ist. Im Gegenteil: aus Windrichtung und -stärke die Beschickung Wind abzuleiten, fänd‘ ich noch ganz sinnvoll, statt sie einfach als gegeben aus der Aufgabe zu übernehmen.

Retrospektiv war es eine schlaue Entscheidung, alle zehn Bögen je einmal wirklich durchgearbeitet zu haben. Ich war ziemlich stabil bei 1:15h Bearbeitungszeit und gut 20 Punkten, manchmal 25 im Ergebnis bei meinen Probeläufen – die 90min sind also wirklich ambitioniert, wenn Du nicht Routine aufgebaut hast und Deinen Fähigkeiten trauen kannst.

Ein Gedanke zu „SKS-Kartenaufgabe (Theorieprüfung)

  1. Rene Oberhaensli

    Hallo,
    kurz und verständlich geschrieben. Mein Problem konnte ich durch deine Beschreibung lösen. Danke dafür.

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