Baldeney Schleuse auf der Ruhr: Zugang zum See

Es gibt noch einen weiteren Ruhr-Abschnitt, mit dem ich allerdings eher gemischte Gefühle verbinde – warum, dazu gleich.

Jetzt geht es in Richtung Baldeneysee. Der Baldeneysee ist mit mehr als zweieinhalb Quadratkilometern Wasserfläche (bei Vollstau) der deutlich größte Ruhrstausee und wurde in den 1930er Jahren gebaut. Sein ursprünglicher Zweck war die Verlangsamung der Ruhr, damit sich Sedimente absetzen können und die natürliche Selbstreinigung durch Mikroorganismen begünstigt wird.

gerade aus der Schleuse Baldeney ausgefahren, mit Blick über den See

der Blick über den See – hier mit U-Boot-Turm, als Essen 2010 Kulturhauptstadt war

Baldeneysee bei Wikipedia

Schleuse Baldeney bei Openseamap: Schleuse Baldeney

Im Jahr 2010 war die Stadt Essen Kulturhauptstadt und der Baldeneysee Schauplatz einer ungewöhnlichen Aktion: auf dem See wurden künstliche Atolle ausgebracht, die mit eigens dafür anmietbaren Tretbooten angefahren und besichtigt werden konnten. Der U-Boot-Turm auf dem Foto gehörte dazu.

Baldeneysee in seiner Ausdehnung

Baldeneysee in seiner Ausdehnung

Der Weg von Kettwig zum Baldeneysee führt durch einen der schönsten Abschnitte der Ruhr, mit viel Natur an beiden Ufern und der großen Ruhrinsel am Ostufer in Essen-Werden. Die meisten Inseln davor sind Naturschutz-, konkret: Vogelschutzgebiet, und das Betreten natürlich untersagt. In Werden gibt es dann am Ostufer auch nochmal einen Tretbootverleih, dessen Kunden man im Auge behalten sollte.

Schleuse Baldeney

Schließlich gelangt man zur Schleuse Baldeney. Die Situation hier ist etwas tricky: am Ostufer vor der Staumauer ist es extrem flach, zum Teil deutlich unter 50cm tief. Je nach Wasserstand entsteht dort sogar eine flache Kiesinsel. Der Untergrund ist für keinen Bootsrumpf gesund. Westlich der Schleuse Baldeney – die sich fast mittig in der Staumauer befindet – ist ein Wehr, so dass direkt vor der Zufahrt zur Schleuse eine Strömung herrscht, die das Boot nach Steuerbord versetzt. Also vorsichtig und gleichzeitig nicht zu langsam in die Schleuse einfahren!

Schleuse Baldeney aus der Luft

Schleuse Baldeney aus der Luft

Die Schleuse ist mit 8,7m Hub die mit Abstand höchste und wird noch dazu relativ schnell befüllt – also aufmerksam bleiben! Die Schleuse Baldeney ist wie die Schleuse Kettwig werktags von 07:30 bis 16:30h und am Wochenende von 9-12h und 13-18h (April und Oktober) bzw. 9-14h und 14-19h (Mai bis September) in Betrieb und ausschließlich telefonisch unter 0201-4378080 zu erreichen.

Schleusenfahrpläne

Und jetzt kommt der Haken: die Schleuse Baldeney ist am Wochenende gut ausgelastet mit der Ausflugsschifffahrt, die mit Vorrang geschleust wird (um ihren Fahrplan zu halten). Als Yachtie wartet man also gegebenenfalls mal länger. Außerdem – das ist jetzt allerdings eine Einzelmeinung – hat der Schleusenwärter schonmal ein Planungsproblem: uns hat er 2010 raufgeschleust (und uns bezahlen lassen), um uns dann darüber zu informieren, dass wir das telefonisch anvisierte Zeitfenster zum Runterschleusen irgendwie doch nicht würden wahrnehmen können und er uns entweder wieder irgendwann ab halb fünf (was eine Nachtfahrt auf dem Rhein bedeutet hätte) oder schon in 20 Minuten wieder runterschleusen könne.

Also haben wir die 20 Minuten im bergseitigen Schleusenvorhof verbracht, ein paar Fotos von den künstlichen Atollen gemacht (s.o., Kulturhauptstadt Essen), haben wieder unseren Schleuser-Obulus entrichtet und sind runtergeschleust worden.

Fahren & Übernachten

Im Baldeneysee zu fahren, bedeutet für Motorboote, in der Betonnung zu bleiben. Das ist den ansässigen Seglern ziemlich egal (sie haben ja Vorfahrt), und sie kreuzen lustig in diese Fahrrinne hinein, aus der Du als Motorbootler aber ja nicht ausweichen darfst. Die Ausflugsdampfer tun ihr Übriges, um die Lage unübersichtlich zu gestalten.

Es gibt zwar Yachthäfen im See, aber keiner davon hat Gastliegeplätze für Motorboote (oder darf auch nur von ihnen angesteuert werden). Hier gilt also einmal mehr: rauffahren, gucken, runterfahren. Für Motorboote ist der Reiz des Sees tatsächlich sehr überschaubar (und das ist vermutlich sogar Vorsatz).

Fazit

Ich würde die Fahrt bis zum Ende der Motorschifffahrt am Oberlauf des Baldeneysees nur in Betracht ziehen, wenn ich entweder einen Nachtliegeplatz auf dem See habe (was unter normalen Voraussetzungen nicht gelingt), wenigstens einmal bis zum Ende der Motorschifffahrt gefahren sein will oder nur bis Kettwig (dort gibt es eine Sliprampe) zurück muss. Für die Strecke bis zum Rhein zurück ist die Planungssicherheit an der Schleuse Baldeney wegen des hohen Verkehrsaufkommens an Ausflugsdampfern nicht tragbar.

Eine handliche Übersicht der Ruhr inkl. Kartenmaterial (Openstreetmap) und Details zu den Schleusen findest Du hier als Download (PDF, in DIN-A5 ausdruckbar).