Der Sportküstenschifferschein – SKS – ist ein freiwilliger Schein, der den SBF See ergänzt. Er wird gern mal von Vercharterern verlangt, wenn man wirklich große Dampfer chartert. In der Theorieprüfung besteht er aus einem SKS-Fragebogen und einer Kartenaufgabe. Es gibt ihn in der Ausprägung „nur Antriebsmaschine“ und „unter Segel und Antriebsmaschine“. Segel einzeln gibt’s nicht. Macht auch keinen Sinn, weil die fraglichen Yachten mit Sicherheit auch einen Motor haben.
Der theoretische Stoff und die Prüfung bestehen aus zwei Teilen: einem SKS-Fragebogen zu vier verschiedenen Themenkomplexen und einer Navigationsaufgabe. Beide Teile können separat bestanden werden: es kann also sein, dass Du nur die Karte oder nur den SKS-Fragebogen wiederholen musst, wenn es nicht auf Anhieb klappt. Für jeden Teil hat man 90 Minuten Bearbeitungszeit.
SKS-Fragebogen
Der erste Teil (nicht zwingend chronologisch, das hängt von der Logistik bei der Prüfung ab!) ist einer von 15 möglichen Fragebögen, bestehend aus 30 Fragen. Die Frage ist handschriftlich in Freitext zu beantworten – kein Multiple Choice. Jede richtige Antwort ist zwei Punkte wert, macht also 60 erzielbare Punkte. Bei 60-39 Punkten wird in der Regel von der mündlichen Prüfung abgesehen, 38-33 Punkte führen zu einer mündlichen Nachprüfung am gleichen Tag, bis 32 Punkte ist ein Fehlversuch. Es gibt keine erlaubten Hilfsmittel außer einem dokumentenechten Stift.
Die Originalfragebögen gibt es hier als Onlinetrainer: Tim Köster.
Meine klare Empfehlung ist eine Trainings-App für Smartphone/Tablet, mit der man auch mal zwischendurch üben kann. Ich habe diese verwendet: SKS-Trainer Free (Android) / SKS-Trainer (iOS, 2,29 EUR). Es gibt aber eine ganze Reihe weiterer solcher Apps. Aber allen ist gemein, dass man selbst beurteilen muss, ob die Antwort, die man selbst gegeben hätte, in etwa der Musterantwort entspricht.
Die insgesamt knapp 500 (sic!) Fragen gruppieren sich in vier Themenbereiche:
- Navigation
- Wetterkunde
- Schiffahrtsrecht
- Seemannschaft I oder II (I: Segel & Motor, II: nur für den Fall, dass Du die Nur-Motor-Variante lernst)
Bitte nicht wundern: der Teil Seemannschaft II (nur Motor) enthält ein paar Fragen, die man nicht beantworten können muss, wenn man Seemannschaft I (Segel & Motor) lernt. Ist ein bisschen unplausibel, ist aber so. Eine gute digitale Wiedergabe des Fragenkatalogs (mit Musterantworten) hat der Prüfungsausschuss Bremen (ganz nach unten scrollen). Das Original gibt’s natürlich bei Elwis. 15 Bögen zu je 30 Fragen macht 450, bei knapp 500 Fragen kommen die meisten Fragen also auch nur genau einmal, manche in maximal drei Bögen vor. 74 Fragen kommen sogar in gar keinem Bogen vor – das ist zwar nicht sonderlich plausibel, ist aber so.
Beispiele für SKS-Fragen
Hier mal ein paar Kostproben. Zu den leichteren Fragen gehören meines Erachtens:
- Navigation, Frage 45: Welche Fahrt zeigen GPS-Geräte an?
Die Fahrt über Grund (FüG). - Schifffahrtsrecht, Frage 103: Welchen Zweck soll das MARPOL-Übereinkommen erfüllen?
Das MARPOL-Übereinkommen soll die Verschmutzung der Meere verhindern. - Seemannschaft I, Frage 9: Wie nennt man die Teile des „stehenden Gutes“ die den Mast nach vorn, achtern und seitlich verankern?
Stagen und Wanten.
Ok, das macht Sinn zu wissen, und sind billig verdiente je zwei Punkte. Es geht aber auch knackiger, z.B.:
- Seemannschaft I, Frage 31: Wo finden Sie amtliche Informationen über die Ausrüstung und Sicherheit von Sportbooten, die auch bei der Beurteilung von Sportbootunfällen herangezogen werden? –
1. „Sicherheit im See- und Küstenbereich, Sorgfaltsregeln für Wassersportler“, herausgegeben vom BSH, 2. „Sicherheit auf dem Wasser, Leitfaden für Wassersportler“, herausgegeben vom Bundesministerium für Verkehr, Bau und Stadtentwicklung. - Schifffahrtsrecht, Frage 52: Eine Motoryacht, Länge 8 m, treibt nachts manövrierunfähig in der Nordsee und sieht ein großes Fahrzeug direkt auf sich zukommen. Welche Maßnahmen hat die Motoryacht zu ergreifen? –
Ein Fahrzeug von weniger als 12 m Länge, das die zwei roten Rundumlichter senkrecht übereinander nicht führt, muss folgende Maßnahmen ergreifen: 1. Durch jedes andere verfügbare Mittel anzeigen, dass es manövrierunfähig ist, z.B. über UKW-Sprechfunk oder durch ein Schallsignal oder Lichtsignal lang, kurz, kurz. 2. Bei weiterer Annäherung das andere Fahrzeug mit einer starken Handlampe anleuchten und so auf sich aufmerksam machen. 3. Führen eines weißen Rundumlichtes, das mit keinem anderen Licht verwechselt werden kann. 4. Abfeuern eines Signals „weißer Stern“ oder „Blitz-Knall“. 5. Sofort bei Eintritt der Manövrierunfähigkeit Verkehrszentrale informieren (wenn vorhanden).
Schon aufwändiger, oder? Leider gibt’s eine ganze Reihe solcher Fragen.
Klassifizierung der SKS-Fragen
Für den Überblick habe ich alle Fragen neu gruppiert, und zwar nach Themen: SKS Fragen thematisch (PDF). So stehen zusammenhängende Fragen beieinander, auch wenn sie im Fragenkatalog an verschiedenen Stellen (und manchmal sogar in verschiedenen Kapiteln) stehen. Und gerade, weil sie aus dem Prüfungskontext gerissen und auch die Fragen als Aussagen formuliert sind, geht es um den Inhalt, nicht um die Formulierung. Die Zusammenstellung ist vollständig inkl. Seemannschaft I, die spezifischen Fragen der Seemannschaft II (nur Motor) fehlen jedoch!
Ich habe die Fragen für mich gedanklich grob in zwei Cluster eingeteilt:
- Fakten (Zahlen & Titel, Verordnungen etc.)
- „gesunder Menschenverstand“
Spätestens Letzteres ist sehr unpräzise, ich weiß. Aber meine Lernstrategie für die zwei Cluster ist sehr unterschiedlich. Die Faktenantworten habe ich mir nach Einheiten und Größe sortiert und auf drei DIN-A4-Seiten untergebracht. Insbesondere Zahlen fallen mir leicht, Textfakten hingegen muss ich lange ins Hirn prügeln. Alle anderen Fragen habe ich inhaltlich gelernt, also versucht, den Sinn darin oder die Regel dahinter zu erfassen. Dann fällt die Antwort vielleicht nicht gleich, aber gleichbedeutend aus.
Vielleicht hilft ja eines der beiden Dokumente, Dich dem SKS-Fragebogen zu nähern.
SKS Prüfungsintelligenz
Der SKS-Fragebogen ist und bleibt überwiegend trockener Stoff, daran ist nichts zu ändern. Aber ich möchte abschließend ein paar Tipps zur Prüfung mit Dir teilen.
- Wie bereits erwähnt, kommen die Fragen meist in genau einem, manche in zwei Bögen vor (das steht im Fragenkatalog dabei). Wenn sich einem eine Frage also partout nicht erschließt, kann man auf Lücke lernen. Achte dann aber darauf, dass sich Deine Lücken nicht auf einen bestimmten Fragebogen konzentrieren, sonst kann es hässlich werden. (Bei Tim Köster gibt’s den Fragenkatalog mit Angabe, in welchem Bogen die Frage vorkommt.)
- Kennst Du die Musterantwort? Schreibe sie hin und weiter. Ausschmücken gibt weder mehr Punkte noch hilft es dem Prüfer beim Auswerten.
- Du hast bei einer Frage gar keine Ahnung? Weitermachen, nicht jetzt Zeit verschwenden. Es sind 30 Fragen, Du brauchst 20 richtige Antworten. Um Lücken kümmern wir uns später.
- Du glaubst die Antwort zu kennen, bist aber nicht sicher, ob Du die richtige Frage meinst? Schreib‘ einen Roman! (Will heißen: schreibe alle Fakten, die Dir zum Thema einfallen, auf.) Der Prüfer wird sich den Teil, der der Musterantwort nahekommt, schon heraussuchen, und wenn der Rest nicht falsch ist, nur nicht zur Musterantwort gehörte, kann das Dein Nachteil nicht sein.
- Du kennst nur einen Teil der Antwort? Hinschreiben! Dann gibt’s halt nur einen statt zwei Punkte.
- Und jetzt geh nochmal an die Lücken. Ein leeres Feld muss null Punkte geben – jeder Antwortversuch bringt Dich also nur nach vorn.
Meine Erfahrung ist, dass Zeit nicht das Problem ist. Ich war nach gut 30min (inkl. ein zweites Mal Korrekturlesen) durch. In der folgenden Stunde wären meine Antworten nicht besser geworden – entweder Du weißt worum es geht, oder eben nicht. Und 90min für 30 Fragen heißt statistisch 180 Sekunden pro Antwort, was für Faktenfragen (s.o.) echt großzügig ist.
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