Ich werde nicht müde, eine Lanze für meine Heimatregion, das Ruhrgebiet (den „Ruhrpott“), zu brechen. Auch wenn das Klischee, wir würden hier statt mit Autos immer noch mit Loren zur Arbeit fahren und alle schwarze Gesichter haben, inzwischen verblasst, assoziieren viele mit dem Ruhrgebiet nicht in erster Linie das (namensgebende) Ruhrtal.
Die Ruhr ist (ich zitiere Wikipedia) ein 219km langer Nebenfluss des Rheins, entspringt in Winterberg im Sauerland und mündet in Duisburg in den Rhein. Bereits 1033 ist die Schifffahrt auf der Ruhr urkundlich erwähnt, ihre besondere Bedeutung erlangte die Ruhr jedoch insbesondere im 18. Jahrhundert als zentraler Transportweg der Industrialisierung des Ruhrgebiets – insbesondere für die Kohle, nach dem Ruhrausbau 1780 und der Schiffbarkeit bis Fröndenberg (Sauerland!) jedoch auch für Getreide und Salz. Insgesamt 16 Schleusen, von denen heute jedoch nur noch sechs für die (Sport-)Schifffahrt relevant sind, zeugen von dem Aufwand des Ruhrausbaus.
Ruhrpott als Naherholungsgebiet
Heute ist die Ruhr von zentraler Bedeutung für die Naherholung im Ruhrpott. Der Ruhrtalradweg – in wesentlichen Abschnitten auf den ehemaligen Lein-/Treidelpfaden angelegt und dort nur wenige Meter vom Ruhrufer entfernt – verbindet auf 230km die Ruhrquelle in Winterberg mit der Mündung in Duisburg. Die fünf größeren Ruhrstauseen (Hengsteysee, Dortmund/Hagen; Harkortsee & Kemnader See, Bochum; Baldeneysee & Kettwiger See, Essen), die gleichzeitig einen wichtigen Baustein der Trinkwasserversorgung des Ruhrgebiets darstellen, und ihre Uferpromenaden tun ihr übriges. Auf allen gibt es Personenschifffahrt und Segelsport.
Rhein & Ruhr(pott) für Motorboote
Für den Sportskipper ist der Abschnitt von der Ruhrmündung bis zum Baldeneysee interessant. Ab dem Oberlauf des Baldeneysees ist die Ruhr der Paddlerfraktion und der Ausflugsschifffahrt vorbehalten, für uns ist dort Ende. Doch dazu in separaten Beiträgen mehr.
Ebenfalls zum Sportbootrevier Ruhrpott gehört natürlich der Rhein. Der Rhein als zentrale Binnenwasserstraße Europas ist ein eher anspruchvolles Revier: sehr hohe Verkehrsdichte, schwankende Wasserstände und eine hohe Strömungsgeschwindigkeit (je nach Region und Wasserstand bis zu 8 oder gar 10km/h, in Köln 1995 gemessener Spitzenwert: 21,6km/h! – allerdings bei Hochwasser). Damit hört der Rhein für Verdränger schon auf, Spaß zu machen – zu hoch sind die Anforderungen an Konzentration und Zeit, wenn man sich nicht mal eben mit Vollgas dem Geschehen entziehen kann.
Aber es gibt eine Habenseite: viele Yachthäfen, oft in direkter Nähe zu den Innenstädten oder in malerischen, geschützten Altarmen gelegen, und zumindest auf dem ruhrgebietsrelevanten Abschnitt zwischen Düsseldorf und Wesel einige Sandstrandbuchten zwischen den Buhnen, die noch dazu i.d.R. nur vom Wasser aus zugänglich und ideal zum Baden (vorsichtig!), Grillen, Chillen sind.
Das Wassersport-Eldorado Roermond/Maasplassen (s. Openseamap) ist zumindest vom westlichen Ruhrgebiet aus auch in vertretbarer Reichweite, aber natürlich im engeren Sinne nicht Teil des Ruhrpotts.
In den Folgebeiträgen möchte (und werde) ich auf die besonderen Reize des Ruhrtals eingehen: Los geht’s in Meiderich.
Eine handliche Übersicht der Ruhr inkl. Kartenmaterial (Openstreetmap) und Details zu den Schleusen findest Du hier als Download (PDF, in DIN-A5 ausdruckbar).