Gegenüber Seglern haben wir Motorboote ja einen Vorteil: wir produzieren unterwegs unseren eigenen Strom. Abends im Hafen sieht das anders aus, und je nach Umfang der Komfortausstattung brauchen wir 230V aus der jeweiligen Marina: per Landanschluss. Letzterer hat, wenn man es richtig macht, mit einer einfachen Verlängerungsschnur etwa soviel gemeinsam wie mein Boot mit einem Kreuzfahrtschiff. Hier die Details.
Um dem Aufschrei gleich vorzubeugen: elektrische Leitungen sind potenziell lebensgefährlich und etwas für Fachleute! Mir geht es darum, zusammenzustellen, was getan werden muss, nicht wer das tut. Dies soll mehr ein Leitfaden für den Auftrag für den Landanschluss an einen Elektriker sein als ein „jetzt helfe ich mir selbst“! Und noch etwas: auch wenn die Daten mit größter Sorgfalt zusammengetragen sind, bin und bleibe ich Amateur Das hier ist eine bedauerliche Einzelmeinung. Die Meinung eines ausgebildeten Elektrikers sticht immer!
Das meiste zum Landanschluss auf Sportbooten regelt die DIN EN 60092-507 Elektrische Anlagen auf Schiffen (Teil 507: Yachten, kostenpflichtig). Aber fangen wir mal vorn an. Und hangeln uns am Kabel von der Marina zum Verbraucher. (Große Yachten, die mit 400V Drehstrom versorgt werden müssen, blende ich bei der folgenden Betrachtung aus, und konzentriere mich auf handelsübliche 230V-Versorgung.)
Steckersysteme am Landanschluss
Marina-seitig dürfte man mindestens in Europa nur noch ein System antreffen, den CEE-Stecker nach IEC 60309, in blau (200-250V). Gegenüber dem haushaltstypischen System „Schukostecker“ (SchuKo = Schutzkontakt) hat CEE einen gewaltigen Vorteil. Die Lage der beiden stromführenden Pole L und N ist eineindeutig und damit überprüfbar (dazu unten). Bei Schuko hingegen bleibt es dem Zufall beim Einstöpseln überlassen, welche der beiden Adern die Phase und welche den Nullleiter führt. CEE ist in Europa das einzig zulässige System für den Landanschluss. Alles andere kann im Schadenfall Rückfragen der Versicherung nach sich ziehen.
Im Hafen findet sich eine Steckdose, das Landanschlusskabel beginnt mit einem CEE-Stecker (bezahlter Amazon-Link). Dieser hat einen vorauseilenden PE-Pol, der Schutzleiter hat also beim Einstecken konstruktionsbedingt zuerst Kontakt. (Das ist der dickere, etwas längere Pol „auf sechs Uhr“, also unten in der Mitte.)
das Kabel am Landanschluss
Das Kabel am Landanschluss muss dreipolig sein – klar, wir wollen neben N und L auch noch den Schutzleiter PE transportieren. Die Norm schreibt 3 x 2,5qmm Litze vor, also relativ dicke (und damit verlustarme) Leitungen, mit max. 25m Länge. Deswegen eignen sich einige Kabel aus dem Campingzubehör nicht unbedingt für den Landanschluss – die arbeiten gern mal mit 3 x 1,5qmm. Das reicht rein elektrisch betrachtet auch normalerweise aus. Ist aber eben nicht normgerecht. Und Installationskabel mit massiven Leitungen ist natürlich erst Recht keine Option.
Hinsichtlich Material gibt es neben dem üblichen, relativ preiswerten Gummikabel eine sehr interessante Alternative, für die ich mich entschieden habe: PUR-Kabel (Polyurethan). Es ist formstabiler und lässt sich damit besser aufwickeln. Es ist resistenter gegen Umwelteinflüsse (Wasser, Öle, aber auch Reibung) und „rutschiger“. Es lässt sich also beispielsweise einfacher um Ecken ziehen, ohne Schaden zu nehmen. Mein Landanschlusskabel hat eingearbeitete Glasfasern, was das Kabel etwas hässlich zu verarbeiten, aber extrem zugfest macht. Es gibt das Kabel als Meterware unter dem Schlagwort „Baustellenkabel“ zum Beispiel bei eBay für ca. 2 EUR pro Meter (bezahlter Amazon-Link).
Wo immer Litze verarbeitet werden, müssen Aderendhülsen (bezahlter Amazon-Link) eingesetzt werden (VDE 0100-520 Abschnitt 526 sagt, dass Lötverbindungen zu vermeiden sind, und Aderendhülsen sind die sinnvollste Alternative dazu).
Kabellänge
Bleibt die Frage der Länge. Maximal zulässig sind 25m, das ist schon ziemlich unhandlich und meist unnötig. Ich habe mein Kabel daher geteilt und jetzt zwei Abschnitte mit 9 und 16 Metern an Bord. (Das ist übrigens rein formal UNZULÄSSIG, das Kabel am Landanschluss zu teilen – es muss eine durchgehende Leitung von der Marina bis zum Boot sein.)
Normalerweise komme ich mit den 9 Metern gut aus, auf entlegenen Liegeplätzen kann ich dann stattdessen die 16m oder gar beide verwenden. Da ein Landanschlusskabel immer aus Stecker und Kupplung besteht (wie eine Verlängerung im Haushalt auch), kann ich die beiden Kabel einfach koppeln. Zwei gleich lange Kabel macht wenig Sinn – ist eins zu kurz, ist es das andere auch. Gemeinsam brauchen (und sollten) sie die maximal zulässigen 25 Meter nicht überschreiten. Aber die Minimallänge hängt natürlich auch davon ab, wie weit der Einbauort des Landanschluss an Bord (s.u.) vom typischen „Übergabepunkt“ an den Steg entfernt ist. An’s andere Ende des Kabel kommt natürlich ein passende Kupplung (bezahlter Amazon-Link).
Wenn Du befürchtest, dass die Anzahl der freien Steckdosen im Hafen ein Problem darstellen könnte, kannst Du noch zusätzlich ein CEE-Y-Kabel mit einem Stecker und zwei Kupplungen mitführen. Dazu musst Du dann aber jemand anders kurzfristig ausstöpseln (und Du weißt i.d.R. nicht, welche Verbraucher gerade laufen). Ihr teilt Euch ab jetzt die Leistung der Sicherung (s.u.). Und ob ein Y-Kabel überhaupt zulässig ist, weiß ich auch nicht. Es gibt sie allerdings im Handel, ganz illegal scheinen sie nicht zu sein.
Landanschluss bootsseitig
Damit hätten wir schonmal Strom am Liegeplatz – der muss jetzt noch an Bord. Das einfachste (und richtige, normgerechte) ist eine feste CEE-Kupplung. Die gibt es sowohl aus Aufbau- (Unterbau-) als auch als Einbauvariante (bezahlter Amazon-Link):
CEE-Kupplungen haben einen federbelasteten Deckel, der gemeinsam mit einem Riegel am CEE-Stecker als Verriegelung funktioniert. Eine CEE-Verbindung ist also zugstabil, und der Deckel muss über einen kleinen Druckhebel entriegelt werden, bevor sich die Verbindung wieder trennen lässt.
Gerade bei amerikanischen Booten findet man anstelle CEE häufig (sofern das Boot vor dem Export mit einem landestypischen Landanschluss ausgestattet wurde) abweichende Steckersysteme. Der Handel verkauft auch entsprechende Adapterkabel von CEE auf diese amerikanischen Normen. Für einen Neubau eines Landanschluss nach VDE ist das keine Option. Ich gebe auch zu bedenken, dass ein frisch importiertes amerikanisches Boot möglicherweise 110V-Verbraucher an Bord hat. Dem kannst Du mit einem Transformator („Stepdown Converter“) begegnen, der die hier üblichen 230V auf 110V herunterspannt – der ist aber aus Sicht des Landanschluss auch einfach nur ein Verbraucher (dann der einzige).
Damit hätten wir den Strom jetzt an Bord. Auch hier sind alle Leitungen als Litze auszuführen, auch hier mind. 3 x 2,5qmm, und alle Leitungen in Installationsrohren (oder anderweitig geschützt) und mit Aderendhülsen versehen.
Leitungsschutzschalter („Sicherung“)
Als nächstes wollen wir den Landanschluss des Boots absichern – mit einem Leitungsschutzschalter, vulgo einem Sicherungsautomaten. Er muss zweipolig schalten, also sowohl N als auch L trennen, und darf nicht PE trennen. Zweipolige Sicherungsautomaten sind eher selten (gibt es aber: bezahlter Amazon-Link), also kann man einen dreipoligen nehmen und PE daran vorbeiführen oder aber zwei einpolige Automaten mit einer kurzen Schiene so verbinden, dass sie gleichzeitig auslösen (dafür müssen sie allerdings vorgesehen sein).
Spannender ist die Frage der Leistung. Bei 16A ist die Obergrenze ( bezahlter Amazon-Link). Das macht aber dann schon gut 3,5 kW am Landanschluss und reicht für Herdplatten, Heizlüfter, Klimaanlage, Fön etc. (wenn auch nicht gleichzeitig). Das Problem ist, dass die Sicherung der Marina mit hoher Wahrscheinlichkeit geringer dimensioniert ist und somit als erstes auslöst. Das ist insbesondere dann blöd, wenn der Sicherungskasten nachts und/oder am Wochenende verschlossen ist. Dann gehts erst am Montagmorgen wieder mit Strom los. Benötigst Du also den Landanschluss wirklich nur für das Ladegerät, den 150W-Reisewasserkocher und ein Handyladegerät, ist es eine echte Option, einen 2A-Automaten (bezahlter Amazon-Link) zu verbauen. Der löst in fast jedem Fall vor dem der Marina aus. Dann kannst Du allerdings selbst im Heimathafen nicht einmal mehr staubsaugen (2A ~ 460W Maximalleistung).
Werde Dir also über Deinen zu erwartenden Maximalstrom im Klaren, und dimensioniere die Sicherung im Landanschluss entsprechend – umso leichter hast Du es in unbekannten Häfen.
Personenschutzschalter (FI-Schalter)
Als nächstes kommt das in meinen Augen wichtigste überhaupt: der Personenschutzschalter (bezahlter Amazon-Link), umgangssprachlich auch noch FI-Schalter oder Fehlerstromschalter genannt. Seine Funktion ist vereinfacht schnell erklärt: in einem „gesunden“ Stromkreis fließt genauso viel Strom zum Verbraucher wie wieder von ihm weg. Liegt hingegen ein Fehler vor – bspw. durch eine verletzte Isolierung – fließt ein Teil des Stroms an dieser Stelle ab (worst case durch einen geerdeten Menschen) und nicht durch die Leitung zurück. Ein FI-Schalter misst den Unterschied zwischen Hin- und Rückweg und trennt beide Pole sofort, sobald ein Unterschied von mehr als (i.d.R.) 30 mA besteht. Wenn ein Mensch „einen gewischt“ bekommt, löst ein intakter FI-Schalter so schnell aus, dass in der Regel keine Lebensgefahr besteht. Gerade in einer so feuchtigkeitsgefährdeten Umgebung wie einem Boot ist ein FI-Schalter unumgänglich. Und Vorschrift ist er im Landanschluss ohnehin.
Leitungsschutzschalter und Personenschutzschalter finden sinnvollerweise in einem Kleinverteiler (bezahlter Amazon-Link) Platz. Ein einreihiger mit 6 Modulen genügt dabei, um die 2-3 Leitungsschutzschalter und den FI-Schalter aufzunehmen. Es gibt FI-Schalter und Sicherungsautomaten auch als kombiniertes Modul, das dann noch ein bisschen weniger Platz wegnimmt. Sie segeln unter der Bezeichnung RCBO:
Dann bleibt selbst in einem Kleinverteiler noch genug Platz für separate Sicherungsautomaten für die einzelnen Stromkreise, wenn gewünscht. Dieser hier (bezahlter Amazon-Link) ist so einer: 2polig, 16A Leitungsschutz und 30mA Fehlerstrom, gut 30 EUR. Viel einfacher wird’s nicht.
Bei beiden genannten Installationen des Landanschluss ist der PE (Schutzleiter) unberücksichtigt – er darf nicht durch einen dreipoligen Leitungsschutzschalter getrennt werden, und beim FI darf er erst recht nicht berücksichtigt werden. (Weil sonst bspw. Strom durch einen Menschen in den PE-Leiter abfließen könnte, ohne dass der FI auslöst).
Du kannst den Prozess auch etwas abkürzen und vorverdrahtete Landanschluss-Boxen (bezahlter Amazon-Link) in Erwägung ziehen. Die sind teurer, sparen aber eine Menge Arbeit.
galvanische Korrosion
Hier kommt jetzt etwas ins Spiel, was es in dieser Form nur auf dem Boot gibt. Hintergrund ist die galvanische Korrosion. Stark vereinfacht bedeutet das, dass aus etwaigen leitenden Uferbestandteilen (bspw. Spundwand oder auch nur dem Nachbarstahlboot), den leitenden Bauteilen des Boots im Wasser (bspw. dem Antrieb oder Außenborder) und dem Schutzleiter im Landanschluss, der die beiden verbindet, eine riesige Batterie entsteht. Dadurch wird das elektrisch geringwertigste Metall, i.d.R. die Opferanoden und danach der (Alu-)Antrieb, zersetzt. Das Problem entsteht in voller Schönheit erst, wenn der Schutzleiter über den Landanschluss und ein etwaiges Ladegerät mit der Batteriemasse und damit dem Motor/Antrieb verbunden ist. Das ist nicht bei allen Ladegeräten der Fall. Wenn, baut es in kürzester Zeit die Opferanoden und danach wertvollere Bauteile, in erster Linie den Antrieb, ab.
galvanischer Isolator vs. Trenntrafo
Um galvanische Korrosion zu verhindern, gibt es zwei Möglichkeiten. Die leichtere und billigere ist ein galvanischer Isolator oder auch „Zincsaver“. Er wird in den Schutzleiter des Landanschluss eingeschleift und trennt ihn in einer Form, dass er seiner Schutzfunktion weiterhin nachkommt, aber die galvanischen Ströme unterbindet. Er ist außer durch Blitzschlag unzerstörbar (und selbst damit nicht zuverlässig). Seine Funktionsfähigkeit ist trivial messbar: mit einem Multimeter in Diodentestbetrieb sollte die Spannung in beide Richtungen auf ca. 0,9 V ansteigen und dort bleiben; dann den Isolator kurzschließen (Kondensator entladen) und wiederholen – es muss wieder bei 0 losgehen. Es spricht also nichts gegen ein gebrauchtes Gerät. Ich habe für einen 30A ProMariner Zincsaver im eBay 45 EUR bezahlt – das ist billiger als ein Satz Anoden.
Die Alternative ist ein Trenntrafo. Dieser bildet eine Schutztrennung im Landanschluss zwischen dem Stromnetz der Marina und dem Bordnetz. Er ist damit die konzeptionell sauberste Lösung – aber auch schwerer und teurer.
Netzkontrollleuchte im Landanschluss
Und auch das nächste (und letzte) Objekt ist etwas spezifisches: eine Netzkontrollleuchte. Diese ist ebenfalls vorgeschrieben und übernimmt in der Komfortversion gleich mehrere Kontrollfunktionen. Zum einen erkennt sie, wenn N und L vertauscht worden sind. Was bei einer reinen CEE-Installation nur passieren kann, wenn jemand einen Fehler gemacht hat. Wenn Du aber einen Adapter von Schuko auf CEE gebaut und das Boot an eine normale Schuko-Dose angeschlossen hast, obliegt es wieder dem Zufall, welcher Leiter N und welcher L erwischt. Für die elektrische Funktion ist das irrelevant, aber ordnungsgemäß ist es halt nur, wenn die für L vorgesehenen Leitungen (und Leitungsfarben) auch L führen.
Zum anderen überprüft die Kontrollleuchte, ob der Nullleiter und PE ordnungsgemäß angeschlossen sind. Ich habe mich für diese entschieden: Ladekontrollleuchte von Philippi. Fehlbedienung ausgeschlossen: wenn sie grün leuchtet, hast Du Strom und alles ist in Ordnung. Und mit 20 EUR stellt sich meines Erachtens nicht die Frage, ob man die Norm hier ignorieren will.
Ab jetzt wird es langweilig – jetzt kommen die Verbraucher, in meinem Fall sind das normale Feuchtraumsteckdosen (3 x 2 auf 6 Meter Bootslänge, was vermutlich etwas overengineered ist). Allerdings ist auch hier wieder darauf zu achten, dass die Verkabelung in 3x 2,5qmm mit Aderendhülsen und in Installationsrohren (oder anderweitig geschützt) ausgeführt wird.
besondere Risiken im Kontext Landanschluss
Beherzigt der Installateur diese Vorgaben, geht vom neu installierten Landanschluss kein unnötiges Risiko aus, und im Schadensfall gibts auch wenig Diskussion mit der Versicherung.
Aber einen wichtigen Aspekt habe ich noch: wer an Bord einen Generator oder einen Umformer verwendet, um abseits von Häfen auch 230V-Verbraucher verwenden zu können, muss besonders sorgfältig beschalten. Es muss technisch ausgeschlossen sein, dass die 230V des Generators / Umformers auf den Landanschluss geraten. Best case fliegt nur eine zähligen Sicherungen ab, wenn man versucht, die Marina mit Strom zu versorgen. Worst case fasst ein menschliches Wesen an den CEE-Stecker des Landanschlusskabels, an dem (wie in jedem Stecker) die Pole nicht vor Berührung geschützt sind. Solche gemischten Umgebungen, am besten noch mit unterbrechungsfreier Stromversorgung, sind etwas für Fortgeschrittene!
Dieser Beitrag hat mir mehrere Fragen beantwortet, wegen denen ich schon viele Foren durchsucht habe. Vielen Dank! Die praktische Ausführung werde ich aber sicher einem Elektriker überlassen.
Hallo,
Du schreibst von einem \“ein CEE-Unterbaustecker für den Landanschluss mit federbewehrter Schutzkappe\“, bildest aber eine Steckdose ab und keinen Stecker. Dem Fehler hätte ich auch beinahe bei der Elektrik aufgesessen, macht sich aber nicht gut wenn man das Stromkabel in die Dose an Land steckt um mit \“scharfem\“ Stecker in der Hand zu Boot geht um ihn einzustecken.
Gruß Rocco
Da hast Du natürlich recht 🙁 Ich habe das Foto gleich mal gelöscht und werde es durch eins eines Steckers ersetzen – die abgebildete CEE-Aufbaukupplung braucht kein Mensch, der nicht eine CEE-Stromsäule in der Marina oder zuhause in der Garage bauen möchte. Danke für den Hinweis!
Hi Admin,
ich habe eine Sea-Ray 280 in Spanien auf den Balearen. Da es ein amerikanisches Import-Boot ist, hat sie einen 110V Stromkreis (und 12V). Kohler-Generator, Mikrowelle, Kühlschrank, Ceran-Kochfeld, Warm-Wasserboiler – alles mit (soweit mir bekannt) 110V. Der Landanschluss ist 230V. Leider läuft die Air-Kondition nur bei Landanschluss . Ich würde allerdings gern eine Nespresso-Kaffeemaschine (220V – ca. 1700W) und die Klimaanlage an Bord auch am Ankerplatz (nicht nur im Hafen) betreiben.
Es wäre schön, wenn mir da wer helfen könnte. Die spanischen Elektriker meinen, der Aufwand sei viel zu gross……
Hallo,
vielen Dank für diesen Artikel, da ich \“vom Fach\“ bin werde ich mich selbst an eine Installation wagen. Ich möchte aber gerne noch eine Frage stellen: Ist der Zinc Saver bei einem Boot, welches auschließlich in Süßwasser (Bodensee) betrieben wird, auch angeraten?
Beste Grüße! Timo
Hallo Timo. Für die galvanische Korrosion muß der Elektrolyt (also die Flüssigkeit) zwischen den beiden Metallen nur leitfähig sein. Auch Bodenseewasser ist leitfähig.
She. das sehr empfehlenserte Buch \“Elektrik auf Yachten\“ von Michael Herrmann. (Ist eher was für uns \“Fachleute\“.
Gruß
Helmut
Hallo Timo,
die Frage kann ich nicht besonders fundiert beantworten. Sicherlich ist das Problem galvanischer Korrosion in Salzwasser größer, aber auch Süßwasser – zumindest hier unser Rheinwasser – halte ich für verunreinigt genug, um leitend zu sein und mit den zähligen Spundwänden eine Batterie darzustellen.
Das saubere Bodenseewasser ist da sicher weniger kritisch. Andererseits hat der Strom ja auch alle Zeit der Welt, wenn Du 24/7 am Ladegerät hängen möchtest – „ein bisschen“ Stromfluss reicht dann schon.
Ich würde ihn auch im Süßwasser verbauen, aber ich bin auch ziemlich feige.
Grüße,
Andreas
Hi Andreas,
danke für die schnelle Antwort! Ich bin auch eher für die sichere Lösung und eine Saison ist ziemlich lang, also werde ich mal nach einem Zincsaver Ausschau halten.
Beste Grüße! Timo
Hallo Andreas,
ich habe mir zwischenzeitlich einen Verteilerkasten gebaut, wobei ich viele von Deinen Ideen übernommen habe. Allerdings bin ich auf einen 2poligen RCBO gegangen und habe 3 Schukosteckdosen mit Kinderschutz und Klappe direkt in den Verteilerkasten eingebaut. Das Landkabel ist ein 15m 2,5² PUR Kabel mit CEE-Stecker und direkt in den Verteilerkasten eingebaut. Ich habe mir quasi eine 3er-Steckdosenleiste gebaut 🙂 allerdings viel sicherer als die 3,99 Version vom Baumarkt. Aber mein Boot ist kurz und daher brauche keine Steckdosen im Vorschiff oder so.
Schlussendlich habe ich auf einen ZincSaver verzichtet, da das von mir verwendete Ladegerät (Ctek) galvanisch isoliert ist und somit keine galvanische Korrosion aufkommen sollte. Ich hoffe die Theorie wird nicht grausam von der Wirklichkeit wiederlegt 🙂
Hallo,
hast du vielleicht eine Skizze wie die alle Sachen aufgebaut werden.
Ich habe kleines Boot und werde gerne 230V (Schuko) 1-2 Steckdosen aufbauen.
Die Endverbraucher sind, Ladegerät für Batterie 12V, kleines LED Fernsehen, Handy Laden.
Hast du vielleicht eine Skizze in welcher Reihenfolge alle Sachen aufgebaut werden.
Landanschluss Boot (CEE Dose) – Fi 16A/30mA – Schuko 230V?
Gruß,
Peter
Danke für die Erläuterungen, aber es gibt einen Fehler: Gemäß VDE 0751… ist eine Unterbrechung der Einspeiseleitung z.B mit Verlängerung (9 + 16m) nicht zulässig, das Kabel muß unterbrechungsfrei vom Landstrom zum Schiff geführt werden.
Nur so am Rande. Gemessen daran, was man so in Marinas und auf Campingplätzen manchmal zu sehen bekommt…
Thomas
Hallo Andreas,
ich frage mich gerade, ob es einen Unterschied für den galvanischen Isolator macht, ob ich die Kontrollleuchte vor oder nach ihm anschließe – dahinter hätte man den Vorteil, dass man direkt sieht, ob er noch funktioniert (insofern die 3V Differenz von PE zum PE\‘ für die LED unwesentlich sind wovon ich mal ausgehe). Wo hängt die Leuchte bei dir? Davor oder dahinter?
Grüße
Tycho
Hallo Tycho,
der Gedanke ist gut und valide – ich weiß nicht mehr, in welcher Reihenfolge ich ihn beschaltet habe, das Boot ist inzwischen verkauft.
Ich meine mich aber zu erinnern, dass die Vorschrift besagt, dass die Kontrollleuchte möglichst früh installiert sein muss. Wenn die Norm es aber hergibt, würde ich es auch wie von Dir beschrieben angehen.
Allerdings überprüfst Du nur bedingt die Funktion des galvanischen Isolators – die Kontrollleuchte würde ihn dann ja nur auf Durchgang prüfen, ob er galvanisch isoliert, wird sie nicht herausbekommen.
Grüße,
Andreas
Hallo Andreas,
die Priorität für mich wäre ja auch die Personensicherheit, weswegen die Durchgangsprüfung das richtige wäre. Der Galvanische Isolator besteht ja im wesentlichen aus einer Diode. Ob die Dinger so „durchbrennen“ können, dass sie nur noch leitend sind, glaube ich fast nicht. Damit sollte der Durchgangstest ausreichend sein. Werde in der Norm mal gucken. Ich denke, dass es nicht genauer spezifiziert ist, allerdings wäre es aus Personenschutzgründen auch die bessere Lösung, da der Galvanische Isolator ja auch nur eine Kompromisslösung ist.
Grüße
Tycho
Der Preis für einen Zincsaver aus dem Zubehörhandel ist kaum zu rechtfertigen, wenn man bedenkt, wie simpel das Ding aufgebaut ist.
Er besteht nur aus einfachen, allerdings sehr stromfesten Silizium-Dioden (Brückengleichrichter im Metallgehäuse 400V >30A). Mann kann die Dinger bei R***lt das Stück für ca 1,50 Euro kaufen.
Benötigt werden 4 Stück. Es werden je 2 in Serie in Durchlassrichtung verbunden.
Eine zweite Kaskade mit 2 Gleichrichternbrücken wird antiparallel dazu geschaltet:
Dann sieht das ganze als Schema so aus:
+(Brücke 1)- +(Brücke 2)-
PE-Landanschluss PE-Schiff (Masse, Minus-Pol)
-(Brücke 3)+ -(Brücke 4)+
Durchbruchspannung: 0,7 V + 0,7 V = 1,4 V (in beiden Richtungen)
Nun kann sich die Schiffsmasse gegenüber dem Land-PE um max 1,4 V negativ aufladen, d.h. die von den Zinkanoden
zum Schutz erzeugte negative Aufladung der Schiffsmasse (meist < 1V) wird nicht an die Landmasse abgeleitet,
die Opferanoden werden geschont.
Unterhalb dieser Spannung ist also eine galvanische Trennung hergstellt.
Im Falle eines Fehlerstromes oder Kurzschlusses gegen PE wird der Zincsaver natürlich für beide Halbwellen leitend,
da hier ja deutlich mehr als 1,4 V anliegt. Damit kann der Fi-Schalter oder der Sicherungsautomat seine Funktion erfüllen.
Nimmt man noch ein robustes Plastikgehäuse und ordentliche Anschlüsse, werden wohl nicht mehr als 20 Euro fällig.
Hallo,
gut und verständlich erklärt. Es bleibt für uns nur noch eine Frage: Wieviel 220V Steckdosen kann ich über einen FI-Schutzschalter schützen? Es gibt da die Meinung, dass für jede Steckdose in einem Marineverteiler auch ein FI-Schutzschalter vorhanden sein muß, ist das so? Zurzeit haben wir 4 Steckdosen auf einem 30mA FI-Schutzschalter.
Hallo Thomas, das weiß ich tatsächlich nicht. Ich habe nicht den Aufwand getrieben, einen dedizierten FI-Schalter je Steckdose zu montieren, und würde es auch nicht tun. Ich sehe auch nicht den Sicherheitsvorteil darin. Mit 4 Steckdosen an einem FI-Schalter bist Du m.E. gut unterwegs.
Thomas, es ist nur 1 RCD oder RCBO im System erforderlich, es sei denn, es gibt mehrere Quellen, deren Stromkreise sich überschneiden können. Dabei kann es vorkommen, dass die einzelnen Stromkreise mit eigenen RCD ausgestattet sein müssen. Zum Beispiel: Lade/Inverter/Kombigerät mit Landstromspeisung, das jedoch – wenn zu wenig Landstrom zur Verfügung steht – zusätzliche Wechselstrom aus den Batterien erzeugt, um den schwachen Landstrom zu stützen. Das ergibt systembedingt zwangsläufig mindestens 2 Stromkreise am Inverterausgang, die mit jeweils einem eigenen RCD abgesichert sein müssen. Mit einem RCD kann nur einer der Kreise geschütz sein.
Zu dem FI Schalter habe ich auch noch eine Frage: In der beschriebenen Konstellation und gesetzt dem Fall, dass ich einen Trenntrafo verwende: Brauche ich dann nicht noch einen weiteren RCD (oder FI Schalter) HINTER dem Trenntrafo? Oder sichert der RCD, der auf der Primärseite des Trenntrafos installiert ist, auch die Sekundärseite mit ab?
Es gibt auch Leitungsschutzschalter mit geschaltetem Neutralleiter (1P+N):
z. B. NiDPN von Schneider Elektrik
Zunächst allgemein: Maßgeblich für die Wechselstromanlagen auf kleinen Wasserfahrzeugen ist nicht mehr die VDE / DIN 507, sondern im Rahmen der RCD die DIN EN ISO 13297. Macht in den meisten Punkten keinen wesentlichen Unterschied, beantwortet aber einige der hier gestellten Fragen, z.B. wie viele RCD im System enthalten sein müssen (1), die Bemessung (30 mA), Galvanische Isolatoren (Eigenbau ist nicht zugelassen, da die Dinger entweder mit Eigenüberwachung ausgestattet sein müssen oder als \“fail Save\“ zertifiziert sein müssen. Kodensatoren in den Isolatoren sollen lediglich verhindern, dass Gleichströme unter eine vorhandene Wechselstrom mit\“durchrutschen\“. RCD selbstverständlich hinter den Trenntrafo, sonst hätte er keine Funktion. Gemäß der 507 sind Galvanische Isolatoren – soweit ich das erinnere – nicht zuässig (\“der PE darf nicht unterbrochen werden\“), laut der 13297 sind sie zulässig, wenn sie zertifiziert sind. Meine Meinung: Zinc Saver sind Geldruckmaschinen für die Hersteller. Selbst die nach der ISO zertifizierten Geräte sind m.E. nicht sicher, da die Fail Save-Geschichte ein Witz ist und Geräte, die mit vorschriftsmäßigem Monitoring auf den Mark kommen, schweineteuer sind. Trenntrafos sind wesentlich sicherer.
Hallo,
es gibt in der EN ISO 13297 keine Angaben über den Ort des Einbaus für den RCD, macht es nicht Sinn, diesen direkt nach der bordseitigen CEE Steckdose zu platzieren?
Gruß
Klaus
Ich habs gefunden,
steht im Kapitel 7.2
Circuit-breaker to be installed within 0.5 m of the source of power or, if impractical, the conductor from the source to panel-board shall be contained within a protective covering.
If the shore-power inlet to circuit-breaker exceeds 3m, additional fuses or circuit-breakers shall be provided.
Hallo Andreas,
auch im Jahr 2018 leistete Dein Artikel noch wertvolle Anregungen; also, für mich zumindest 😉 Vielen Dank für die zahlreichen Hinweise und Ideen zum Landanschluss. Hat mir (Anfänger auf diesem Gebiet) bei meiner Bastelarbeit sehr geholfen.
Beste Grüße,
Ralph