beschrifteter Sicherungskasten

Sicherungskasten für 12V – my way

Will man die oft spartanische Ausstattung eines Boots erweitern, braucht es einen (weiteren) Sicherungskasten. Selten sieht die elektrische Anlage werkseitig vor, alle zusätzlichen Verbraucher darin einfach zu integrieren. Hier möchte ich beschreiben, wie ich das Thema angegangen bin.

das Problem Sicherungskasten

Worum geht es im Kern? An Bord eines Boots ist das Risiko einer elektrischen Störung besonders groß. Kabel, Verbraucher, Schalter etc. sind extremen Temperaturschwankungen, permament feuchter Umgebung und immer mal wieder Spritzwasser ausgesetzt. Gleichzeitig ist Feuer eine der gefährlichsten Bedrohungen, die ein Boot kennt. Umso wichtiger ist es, jede elektrische Leitung in einem Sicherungskasten vernünftig abzusichern. Das stellt sicher, dass bei einem Kurzschluss eine Sicherung durchbrennt und nicht die Leitungen aufheizen.

Da es an Bord insbesondere bei Wetter auch mal hektisch wird, ist wichtig, dass die ganze Verkabelung extrem transparent und nachvollziehbar ist. Im Zweifel muss, wenn man mit Maschinenausfall vor Anker in der Fahrrinne liegt, eine Sicherung getauscht oder das Funkgerät für den Notruf auf einen anderen Sicherungskreis geschaltet werden können. Hier zahlt sich aus, wenn der Aufbau logisch, nachvollziehbar und beschriftet ist. Was einem bei Schönwetter in der ruhigen Bucht overengineered vorkommen mag, beweist in der Notlage, ob es sachgerecht war.

Sicherungskasten ab Werk: der Ausgangspunkt

Ab Werk verfügt die 535er Quicksilver Activ Open über einen kleinen Sicherungskasten (ohne Deckel) mit genau vier Sicherungen, davon drei belegt. Der Sicherungskasten ist mit Glasschmelzsicherungen bestückt – nicht meine präferierte Wahl. Kfz-Sicherungen sind leichter zu beschaffen und sicherer in der Handhabung (mangels Glas). Es gibt sie sogar mit einer LED-Anzeige, die anzeigt, ob sie durchgebrannt sind, und auch als Sicherungsautomaten.

serienmäßiger Sicherungskasten

serienmäßiger Sicherungskasten

Im Bild schön zu sehen ist der werkseitig montierte Sicherungskasten (und links mein Reservesicherungshalter, dazu später). Auf dem Weg zum eigenen zusätzlichen Sicherungskasten stand erst einmal die Frage, welche Verbraucher ich absichern möchte (und mit welcher Leistung):

  • Gruppe 1: Navigationselektronik
    • UKW-Funkgerät
    • Echolot
    • Kartenplotter
  • Gruppe 2: Komfortelektrik / -elektronik

Aus der jeweiligen Bedienungsanleitung geht hervor, welche Leistung die einzelnen Geräte jeweils abrufen. Für die Dimensionierung der Sicherung im Sicherungskasten ist die Spitzenleistung relevant, bei der Kühlbox beispielsweise, wenn der Kompressor (an-)läuft, und beim Funkgerät der Sendebetrieb.

Die Anleitung meiner Waeco CoolFreeze CDF-35 Kompressorkühlbox gibt einen Nennstrom von 5,0 A (+/- 0,5 A) an. Damit wäre eine 5A-Sicherung zu klein dimensioniert und würde vermutlich beim Anlaufen des Kompressors auslösen – also 7,5A oder 10A einplanen. Interessanterweise ist der Stromverbrauch bei vielen Verbrauchern geringer als erwartet. So haben Echolote gern mal 200 Watt Leistung am Ultraschallgeber, kommen aber laut Anleitung mit einer 3A-Sicherung aus. Die kann maximal 40W (3A x 13,8V Bordspannung) transportieren, bevor sie auslöst. Dass das klappt, liegt daran, dass die 200W ja nur in ganz kurzen Impulsen abgegeben werden (und dann vermutlich aus einem Kondensator gespeist sind).

der neue Sicherungskasten

Ich brauchte also einen Sicherungskasten für sechs, mit Reserven für acht Verbraucher. Ich habe mich für diesen hier entschieden: 8fach Sicherungshalter bei eBay. Mit dem Doppeldeckel sind die beiden Gruppen auch optisch schön getrennt.

Sicherungskasten für 2 x 4 Verbraucher

Sicherungskasten für 2 x 4 Verbraucher mit Kugelschreiber zum Größenvergleich

Würde ich heute noch einmal entscheiden müssen, käme sowas: Sicherungshalter mit LED-Sicherungserkennung in die engere Auswahl – mit 100A belastbar, integrierter Stromverteiler für die Plus-Leitung, und LEDs, die durchgebrannte Sicherungen auf einen Blick anzeigen.

Jetzt gilt es, den Maximalstrom der Verbraucher zu bestimmen und die Leitungslänge zur Batterie zu messen. Aus den beiden Werten kann ich den notwendigen Leitungsquerschnitt berechnen. Ich mache das hier: Spannungsverlust.

Wenn also beispielsweise das Kabel 6 Meter lang ist (3 Meter Plus, 3 Meter Masse), bis zu 15 Ampere Strom anliegen können (das sind immerhin gut 200 Watt!) und Du am Sicherungskasten mit einem Spannungsabfall von 0,5 Volt leben kannst (die Verbraucher können das jedenfalls), brauchst Du rechnerisch 6,5mm² Leitungsquerschnitt. Den gibt es nicht, also 10mm². Der ist dann sogar für 23A gut. Oder andersherum: kannst Du auch mit 0,6 Volt Spannungsabfall leben oder den Strom auf 13A begrenzen, genügt auch ein 6mm²-Kabel. Wie so oft im Leben: mehr ist besser, ein Kabel kann nicht überdimensioniert sein, es ist nur teurer und schwerer. Bei mir waren es etwa fünf Meter (eine Richtung), und es ist ein 10mm² Massekabel aus dem Kfz-Hifi-Zubehör geworden.

Stromverteiler

Jetzt muss der Strom aus der „dicken“ Versorgungsleitung noch auf den Sicherungskasten verteilt werden. Es gibt gute Gründe, das nicht mit Lüsterklemmen zu lösen ;-). Ich habe mich für diese Stromverteiler entschieden: Stromverteilerblock bei amazon.de. Die vertragen 25mm² auf der Eingangsseite und 4 x 10mm² (bei mir: 4 x 2 x 2,5mm²). Durch die Vergoldung gammeln sie nicht und leiten gut. Sie haben – auf den Fotos noch nicht montiert – eine isolierende, transparente Kunststoffhaube.

Sicherungskasten und je einen Verteiler für Masse und Plus habe ich dann auf einer kleinen PVC-Platte zusammengefasst, die seitlich an der Rückseite der Steuerkonsole montiert wird:

Sicherungskasten komplett

Sicherungskasten komplett

Rote Leitungen sind Plusleitungen, die schwarzen die Masseleitungen für insgesamt acht Verbraucher. Alle Leitungen sind möglichst kurz – so bleiben sie übersichtlich und die Leitungsverluste minimal.

Jeweils 2 Leitungen a 2,5mm² passen komfortabel in eins der vier Ausgangsterminals der Stromverteiler (macht 8 Ausgänge). Schön zu sehen auf dem Foto unten die beiden Reservebohrungen für den siebten und achten Verbraucher (unbelegt).

Zusammenbau

Die beiden Stromverteiler habe ich bewusst zueinander verdreht montiert, damit die Plus- und die Masseleitung von unterschiedlichen Seiten zum Sicherungskasten führen und damit räumlich möglichst getrennt sind. Die Stromverteiler haben noch eine isolierende Kunststoffhaube.

Stromverteiler am Sicherungkasten

Stromverteiler am Sicherungkasten

Auf der Unterseite werden die jeweils acht Leitungen vom Verteiler zum Sicherungskasten geleitet – wobei nur die roten Plusleitungen abgesichert durch den Sicherungskasten laufen, die Masseleitungen natürlich nicht:

Unterseite vom Sicherungskasten

Unterseite vom Sicherungskasten

Nach der Beschriftung der abgesicherten Plus-Seite mit dem P-Touch sieht das dann so aus:

beschrifteter Sicherungskasten

beschrifteter Sicherungskasten

Schön zu sehen die (suboptimalen) unisolierten Kabelschuhe auf der Masseseite, das werde ich noch ändern (der unterste, „Audio“, hat bereits einen isolierten Schuh). Das ist bei Masse aber nicht ganz so wichtig, weil sie sowieso an einigen Metallteilen im Boot anliegt.

Die Verbraucher bekommen dann alle einen weiblichen Kabelschuh für die Plusleitung und einen männlichen für die Masseleitung. So ist sichergestellt, dass man nicht mal einen Verbraucher verpolt. Und in einem Notfall kann man mal schnell am Sicherungskasten das Funkgerät auf den Sicherungskreis der Kühlbox stöpseln, wenn nötig.

Normalerweise würde ich den Sicherungskasten mit einer eigenen Plusleitung und einem eigenen Sicherungsautomaten (z.B. den hier) auf die Batterie legen. In meinem Fall habe ich abgekürzt: der werkseitige Sicherungskasten hatte noch einen freien Platz, und ich habe die dort montierte 20A Glassicherung durch eine träge Sicherung ersetzt. So lösen die Sicherungen in meinem neuen Sicherungskasten vorher aus. Ersatzsicherungen habe ich in jeder verbauten Stärke, auch für die Glassicherungen, dabei (s. Foto oben).

Das ist nicht ganz optimal – Doppelabsicherung ist auch immer eine doppelte Fehlerquelle. Aber um den Installationsaufwand überschaubar zu halten, halte ich das für mich für vertretbar.

Fazit

Auch wenn von 12 Volt nicht die gleiche direkte Lebensgefahr ausgeht wie bei 230 Volt Haushaltsstrom, sind die indirekten Risiken einer liederlich ausgeführten 12V-Verkabelung nicht zu unterschätzen. Statt sich in den werkseitigen Kabelbaum des Bootsherstellers einzufuchsen, macht es viel Sinn, für die eigene Elektrik auch einen eigenen Sicherungskasten zu verbauen. Das ist mit ein paar intelligent ausgewählten Komponenten auch kein Hexenwerk.

2 Gedanken zu „Sicherungskasten für 12V – my way

  1. Brüsch

    Hallo,

    ich verstehe den Sinn des ganzen Sicerungskasten 12V nicht?! ein Kabel geht zum Verteilerblock-wird in 8 Kabel aufgeteilt-jedes durch eine Sicherung-dann wieder zu einem Verteilerblock und wieder zu einem zusammen?? Hab ich da einen Denkfehler? dazwischen fehlen doch die Verbraucher?!?

  2. admin Beitragsautor

    Die ganze Installation teilt sowohl die Plusleitungen (rot) in acht Leitungen auf – jede mit einer individuellen Schmelzsicherung – als auch die Masseleitungen (schwarz). Damit steht für jeden Verbraucher eine Plus- und eine Masseleitung zur Verfügung.
    Das letzte Foto zeigt es ganz gut: aus dem Sicherungskasten (Steckzunge) kommt die Plusleitung, daneben (blauer Kabelschuh) die jeweilige Masseleitung. Die Verbraucher sind auf den Bildern alle noch nicht angeschlossen, sonst wären die Bilder noch unübersichtlicher geworden.

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